Reproduktionsraten – Corona und die Zahlen #1

Vorweg: Es ist kein Tipfehler in der Überschrift. Die Reproduktionsrate ist keine zuverlässige Zahl sondern soviel estimate, dass man getrost von guesstimate sprechen darf. Also Raten statt Rate.

Versucht doch „einfach“ mal die R0 selbst zu berechnen. Man kann 10 Wissenschaftler befragen und mit 11 verschiedenen Antworten rechnen. Damit keine Missverständnisse entstehen oder sich Wissenschaftler auf den Schlips getreten fühlen:
Die Definition ist eindeutig nur die Berechnung nicht, d.h. Wissenschaftler können uns die Definition schon sagen, aber die Berechnung wird unter Umständen unterschiedlich sein.

Somit bin ich der Meinung:
Es ist albern R0 auf 2 Nachkommastellen anzugeben.
ABER: Es ist auch egal! Entscheidend ist, dass die Neuinfektionen linear steigen und nicht exponentiell. Sobald man wüsste welche Zahl an Neuinfektionen das Gesundheitssystems eines Landes aushält, könnte man ja wie bei der Heizung genau diese Temperatur (Zahl) einstellen und nach kurzer Zeit wäre auch R dann wieder 1.
NewCases = 5.000 war mal eine hohe Zahl und die Krankenhäuser standen kurz vor italienischen Verhältnissen.
Da wir eh keine Herdenimmunität hinbekommen macht es bei aller Freiheitsliebe Sinn die täglichen neuen Fälle niedrig zu halten, egal wie genau R nach dem Komma geschätzt wird.

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WikiPedia: Basisreproduktionszahl

Die Basisreproduktionszahl R0, auch Grundvermehrungsrate genannt, und die Nettoreproduktionszahl R sind Begriffe aus der Infektionsepidemiologie.

Die Basisreproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen eine infektiöse Person durchschnittlich ansteckt, wenn kein Mitglied der Population gegenüber dem Erreger immun ist (suszeptible Population).

Verwendung der Basisreproduktionszahl

Mit Hilfe der Basisreproduktionszahl R0 kann man abschätzen, wie die Ausbreitung zum Beginn einer Epidemie verläuft und welcher Anteil der Bevölkerung immun bzw. durch Impfung immunisiert sein muss, um eine Epidemie zu verhindern.[1] Die Basisreproduktionszahl wird durch Kontagiosität, die Populationsdichte und die Durchmischung der Bevölkerung (Anteil infizierter und resistenter Personen) bestimmt. . . .

Die Basisreproduktionszahl kann weiter aufgeschlüsselt werden:

R 0 = κ * q * D

κ …….. der Anzahl der Kontakte eines Infizierten pro Zeiteinheit (pro Tag),
D ………der mittleren Dauer der Infektiösität (3 Wochen = 21 Tage)
q ……… der Wahrscheinlichkeit der Infektion bei Kontakt.

Passend dazu ein R0-Calculator, welcher wohl die gleichen 3 Variabeln mit anderen Benennungen verwendet.

Spielt selbst ein bisschen damit rum. Es macht Spaß die Erkenntnis zu gelangen, dass eigentlich nichts dabei rum kommt wenn nur eine von 3 Variabeln einigermaßen bekannt ist.
Vor allem Transmissibility (das q von Wikipedia) ist absolute guesswork. Wenn jemand die 3 Variabeln vom RKI für Deutschland kennt hätte ich diese unbedingt gerne

Wenn das Berechnen von R0 schon nicht so einfach ist, dann doch immerhin die Aussage, die dahinter steckt. Da bediene ich mich an diesem Artikel bei heise mit Verweiß auf die Erklärungsversuche von Mutti:

R° ist eins, wenn je 5 Menschen 5 weitere infizieren. Gemeint ist: während der ganzen Zeit, in der sie infektiös sind.

Praktisches Beispiel: 10.000 sind infiziert und stecken weitere 10.000 an. Mit R°=1 bleibt diese Zahl immer gleich. Wenn 500 davon schwer krank werden (das wären 5%), dann brauchen wir 500 Intensivbetten.
Wenn R° aber 2 und nicht nur 1 wäre, d.h. jeder steckt zwei andere an, und wenn die Infektiosität sich über eine Woche erstreckt, dann werden aus 10.000 in Woche eins leider 20.000 in Woche zwei. Und in Woche 10, nach 2,5 Monaten, reden wir über sage und schreibe 10.240.000 Infizierte – 10 Millionen. Das ist das berühmte Gleichnis vom Weizenkorn auf dem Schachbrett, ein Korn auf dem ersten Feld, zwei auf dem nächsten und so fort: Der König wird dem Weisen niemals so viele Weizenkörner geben können, wie sich nach 64 Verdoppelungen ergeben. R° für Covid-19 ist aber eher 3 oder 3,5, wenn es sich ungehindert ausbreiten kann. Und mit 3 geht es noch viel schneller voran.

Bis ich die Lust verspüre das mit Bildchen bunt darzustellen kann man ja auch hier mal nachlesen, wie sich eine exponentielle Steigerung darstellt.
Der dort angedeutete tägliche Faktor von 1,2 entspricht ungefähr einem wöchentlichen Faktor von 3,3. Aber das bekommt ihr mit gespitztem Bleistift oder Excel selbst ja selbst auch hin.
Die Zahl ist bei jedem Erreger anders, für Sars-Cov-2 nennen Studien laut Robert Koch-Institut Anfangswerte bis 3,3 (später 2,4)

Wieder stelle ich die Frage: Was sagst Du dann wenn nicht nur Dein Opa und Deine Tante sondern Dein Mann/Frau und Dein Kind mit Bauch nach unten liegen müssen oder nicht einmal einen solchen Behandlungsplatz bekommen?

… und verbleibe mit freundlichen Grüßen und
Denken ist wie googeln – nur krasser

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