Corona und die neue Reißleine

Mit den Daten vom 30.04.2020 von worldometers und ourworldindata habe ich am letzten Wochenende ein paar hypothetische Gedanken gemacht mit der Fragestellung:
Wie hoch könnten die tägliche Infektionszahlen liegen, ohne dass das Gesundheitssystem in Deutschland kollabiert?

Im Sinne einer einfachen, klaren Diskussion wäre ich (frei nach Schäuble) sehr dafür, wenn die Politik NICHT auf dem Ziel herumreiten würde, dass die gemeldeten Neuinfektionen unter 1.000 sein sollten.

Mein Gedanke dreht sich darum: Wenn jetzt wild alles wieder geöffnet wird (und das passiert ja gerade) und wir davon ausgehen, dass die Zahlen in 2-3 Wochen wieder in die Höhe gehen, dann sollte man schon vorher wissen wie viele Neuansteckungen durch die Intensivbetten wegzustecken sind.

Nur noch ca 1.000 neue Fälle pro Tag klingt ja sehr gut. Weniger als 100 Todesfälle in Deutschland gehen vielleicht wirklich als SoDa oder EhDa durch. 13.350 frei Intensivbetten klingt auch gut. Daher frage ich mich:

Wann wird es bei einer zu erwartenden zweiten Welle richtig eng?

Dazu habe ich 3 völlig „unwissenschaftliche“ Varianten berechnet.

In die dritte Variant fließen die 13.119 freien Betten ein, von denen wir eine 50%ige Sicherheit in Anspruch nehmen. Das macht Sinn,
# da ja immer Luft nach oben auch für andere Intensivfälle vorgehalten werden muss,
# weil in den letzten Wochen etwas weniger sonstige Intensivfälle angefallen sind,
# und weil es dies braucht um lokale Infektionsherde abzufedern.
Auch habe ich mich entschieden die gezeigten 1.989 Fälle in die Berechnung einfließen zu lassen und nicht nur die 1.423, welche in Behandlung sind. Zu diesem aktuellen Wert ist es durch den 3-Wochen-Schnitt 2.425 NewCases gekommen – bessere Zahlen haben wie wohl nicht und somit sind die Annahmen vielleicht gar nicht schlecht. Wer nachrechnen möchte: Wenn man mit 1.800 statt 2.425 in die Rechnung geht kommt 5.936 statt 7.997 als Ergebnis heraus.

In einem Artikel von heute, 05.05.2020 lese ich nun Folgendes im Text vergraben:

Bereits zuvor hat Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) bei einer Telefon-Schalte mit den Chefs der Staatskanzleien der Bundesländer die nächste Runde der Lockerungen besprochen. Laut „Bild“-Zeitung forderte Braun am Dienstag, wenn ein Landkreis innerhalb von sieben Tagen mehr als 50 Neu-Infektionen auf 100 000 Einwohner zu verzeichnen habe, die nicht an einem Ort wie einem Altenheim aufträten, müsse der Landkreis zu den Beschränkungen zurückkehren, die am 20. April in Kraft waren.

Zunächst die schnelle Rechnung:

50          Neu-Infektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner entspricht
41.750   Neu-Infektionen pro Woche  auf 83.500.000 Einwohner in Deutschland
Macht somit nach Eva Zwerg 5.964 Neu-Infektionen pro Tag.

In anderen Berichten vom 05.05.2020 wird diese geforderte Infektionsobergrenze auf 35 pro 100.000 beziffert und heute (06.05.2020) werden wir wohl die finale Zahl verkündet bekommen.

35          Neu-Infektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner entspricht
29.225   Neu-Infektionen pro Woche  auf 83.500.000 Einwohner in Deutschland
Macht somit nach Eva Zwerg 4.175 Neu-Infektionen pro Tag.

Ja Endlich! Hoffen wir, dass das klar und deutlich kommuniziert und dann auch eingehalten wird. Ob 4.000, 6.000 oder 8.000 – Hauptsache klar und deutlich, und dann gerne hoffen, dass wir diese Reißleine „Infektionsobergrenze“ nie ziehen müssen. Denn die Lockerungen sind ja nicht mehr aufzuhalten.

… und somit verbleibe ich wieder mit freundlichen Grüßen und
Rechnen ist wie googeln – nur krasser

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